Coaching Blog
06.10.2020 - von Andrea Beckgerd
Selbstwirksamkeitserwartung
– was sie aus und mit uns macht
Das Konzept der Selbstwirksamkeitserwartung beruht auf der sozialkognitven Theorie von Albert Bandura (1986).
Die Selbstwirksamkeitserwartung steht für die Annahme, die wir über unsere eigene Wirksamkeit in der Welt haben. Als Kognition beeinflusst sie unser menschliches Denken und Fühlen und ebenso unser Handeln.
Menschen, die über eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung verfügen, sind davon überzeugt, dass sie ihre Umwelt wirksam aufgrund ihrer Kompetenzen beeinflussen können. Sie trauen sich auch schwierige Aufgaben zu und können diese ausdauernd angehen. Dies geht folglich auch mit besseren Leistungen einher. Die Welt eines sich selbst als selbst wirksam erlebten Menschen ist also konträr zu der Welt der Menschen, die über eine geringe Ausprägung ihrer Selbstwirksamkeit verfügen.
Die Erkenntnis aus der Forschung zur Selbstwirksamkeitserwartung ist, dass man zum einen zwischen allgemeiner und handlungsspezifischer Selbstwirksamkeitserwartung unterscheiden kann. Ein Beispiel zeigt sehr eindrücklich die handlungsspezifische Selbstwirksamkeitserwartung: „Ich bin mir sicher, dass ich regelmäßig Sport treiben kann, auch wenn schlechtes Wetter ist“. Im Unterschied dazu drückt die allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung eine optimistische Einschätzung der generellen Lebensbewältigungskompetenz aus („Wenn ein Problem auftaucht, kann ich es aus eigener Kraft meistern“).
Was aber ist die gute Nachricht im Coaching oder auch psychotherapeutischen Zusammenhang?
Im Laufe eines Lebens ist es möglich, an der Selbstwirksamkeitserwartung zu arbeiten. So kann mit verschiedenen Methoden trainiert werden, spezifische Selbstwirksamkeitserwartungen zu verändern. Beispielsweise erlebe ich es im Coaching mit längerfristig erwerbslosen Menschen häufig, dass diese in Bezug auf erfolglose Bewerbungsaktivitäten eine Überzeugung ausgebildet haben, die einen Teufelskreis nährt: „Ich schreibe Bewerbungen, aber erhalte nur Absagen, also bin ich wertlos“. Mit der intensiven Arbeit an den biografischen Hintergründen und damit zusammenhängenden negativen Glaubens- und Überzeugunsmustern sowie der sukzessiven Erarbeitung einer Erfolg versprechenden, Bewerbungsstrategie können diese Menschen Stück für Stück eine positive, in diesem Fall bewerbungsspezifische, Selbstwirksamkeitserwartung ausbilden und integrieren.
Gerade im Zusammenhang mit angstbesetzten oder depressiven psychischen Störungsbildern kann diese Arbeit an der eigenen Selbstwirksamkeit, die im besten Fall auch niedrigschwellig beginnen sollte, recht schnell zu mehr Lebenskraft und -freude führen. Darüber hinaus wird eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung u. a. in Zusammenhang mit einem besseren Immunsystem, höherer Stresstoleranz, mehr Gesundheitsverhalten und zufriedenstellenden Sozialbeziehungen und guter beruflicher und schulischer Leistung gebracht.
15.11.2020 - von Andrea Beckgerd
Das Bedürfnis nach Konsistenz
– und was es mit Blockaden im Veränderungsprozess zu tun haben kann
Konsistenz ist ein Begriff aus der Motivationspsychologie und beschreibt die Tendenz von Menschen, am liebsten so häufig wie möglich in Übereinstimmung mit früherem Verhalten zu leben. An einer einmal getroffenen Entscheidung wird gern festgehalten, eine einmal integrierte Selbstdefinition soll nicht so schnell erschüttert werden. Die inneren Überzeugungsmuster dazu wirken unbewusst und können zu Blockaden und Widerständen bei Veränderungen führen.
Wichtig hierbei zu wissen und keinesfalls zu unterschätzen ist auch, dass die Vertrautheit mit einer schlechten Situation ein emotionaler Vorteil ist. Die gewohnte Rolle, z. B. ein unverstandener Mitarbeiter/Beziehungspartner zu sein, wird oft dem unkalkulierbaren Neuen vorgezogen.
Es kann also förderlich sein, sich hin und wieder zu veranschaulichen, an was wir gern festhalten, obwohl wir eigentlich andere Träume und Bedürfnisse in uns spüren. Aus meiner Arbeit mit Menschen im Coaching weiß ich, dass dies eine durchaus anspruchsvolle, aber immer lohnenswerte Arbeit ist, die sich über alle Lebensbereiche hinweg erstrecken kann. Und allein die Öffnung dafür, dass wir uns innerlich etwas in Ruhe „ansehen“, wird etwas in uns anstoßen.
03.04.2021 - von Andrea Beckgerd
Berufliche Neuorientierung in der Corona Pandemie
- die Krise als Chance nutzen
Viele Coaching Anfragen, die ich zur Zeit erhalte, sind geprägt von einem Wunsch nach beruflicher Veränderung bedingt durch die seit nunmehr über einem Jahr vorherrschende Corona Pandemie. Häufig kristallisiert sich im Gespräch eine tiefsitzende existentielle Angst vor eben dieser beruflichen Veränderung heraus. Die Bandbreite der Anliegen ist vielfältig: Unternehmer, die ihr Geschäft - zumindest - in Teilen aufgeben müssen oder dies aus einer aktuellen Sicht heraus zumindest glauben, tun zu müssen, Menschen aus den Branchen Kunst & Kultur, für die es schon länger nicht mehr lukrativ ist, ihrer Berufung nachzugehen und Angestellte aus den verschiedensten Bereichen, die über die Zeit der Pandemie und (über-)langes im Home Office oder Kurzarbeiter Status Verweilen ins Grübeln gekommen sind, ob es das im Job schon war oder nicht eben gerade jetzt die Zeit gekommen ist, sich noch einmal grundlegend oder auch in Facetten beruflich neu aufzustellen.
Gerade wenn etwas (vermeintlich) aufgegeben werden muss, an dem man emotional sehr hängt, ist dies sicher ein schwerer Entscheidungsweg. Manchmal muss er auch nicht so hart angegangen werden, wie man vielleicht denkt. Insbesondere Gründer, die kleinere Geschäftsmodelle betreiben, übersehen manchmal die Möglichkeit und auch Chance, dass es auch zeitliche Überbrückungen geben kann, wie beispielsweise kurzweilig eine Festanstellung zusätzlich anzunehmen und den Betrieb übergangsweise im Nebenerwerb zu führen und an ihrem Alleinstellungsmerkmal und ggf. der Platzierung in einer anderen Nische zu arbeiten. Auch das Thema Fördergelder sollte intensiv betrachtet werden. Wenn man verzweifelt ist, hat man meist wenig Spielraum, kreative Lösungsansätze zu entwickeln. Hierzu bin ich gern Zuhörerin und unterstützende Entscheidungs- und Lösungsfinderin.
Die gute Seite an der Pandemie Zeit in beruflicher Hinsicht ist allerdings, dass sie sich hervorragend dazu eignet, Neues auszuprobieren. Für den Lebenslauf gibt es sowohl in inhaltlicher als auch zeitlicher Hinsicht kaum ein besseres Argument als die Herausforderungen der Pandemie für eine berufliche Neuausrichtung. Auch die Jobcenter & Arbeitsagenturen zeigen sich nach meinen Erfahrungswerten großzügig in ihren Unterstützungsangeboten in Richtung Weiterbildung und beruflicher Umorientierung.
Wie wäre es also, in einem Coaching Prozess intensiv zu betrachten, welche nicht gelebten Wünsche es schon immer an das Berufsleben gab und welche Werte ggf. auch in Vergessenheit geraten sind, weil man sich beruflich "eingerichtet" hatte? Beruf und Berufung - im besten Fall finden sich diese beiden Begriffe vereint und gelebt in der Tätigkeit, die man ausübt, wieder. Die Entscheidungswege für etwas Neues sind oft nicht aus einer schwarz-weiß und entweder-oder Perspektive heraus zu betrachten, wir können nur manchmal die bunten Facetten dazwischen (noch) nicht klar sehen. Ich freue mich auf Ihre/Eure Coaching Anfragen!